Donnerstag, 12. Februar 2004
Sonderbare Tage
Thema: Der Tag

Zwei Tage sind um, zwei Tage Urlaub, in denen ich eine Menge zum Nachdenken aufbekommen habe. Zunächst einmal habe ich heute Lucy Viktoria gesehen, gerade einmal zwei Tage alt - wirklich süß, die Kleine, da können die Eltern stolz drauf sein. Sandra geht es auch gut, und die stolzen Eltern freuen sich darauf, dass sie am Samstag erstmals gemeinsam in ihrer Wohnung nächtigen werden.
Natürlich hat A. mit mir wegen der Firma gesprochen. Ich musste zwischendurch kurz mit einem unserer Angestellten wegen Problemen bei einem Projekt telefonieren. A. meinte darauf nur, "Perfekt! Kurze und schmerzlose Krisenbewältigung." Na ja, war ja auch nicht schwer. Fakt aber ist, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem die Firma jemanden braucht, der Probleme angehen kann. Wir sind bekannt, wir haben viele Kunden, viele Kontakte, viele Aufträge, doch wir können sie kaum erledigen, was der Firma schließlich sogar schaden könnte, da wir Gefahr laufen, Qualitätseinbußen zu erleiden! Soll ich oder soll ich nicht, lautet die Frage? Ich kann sie noch nicht beantworten, und so habe ich zum Monatswechsel viel zu überlegen, denn es muss etwas passieren.
Nachgedacht habe ich die vergangenen zwei Tage überhaupt sehr viel. Gestern Morgen bin ich nach Unterfranken gefahren, denn meine Panin und ich haben uns eine Wohnung angeschaut. Die 3-Zimmer-Wohnung ist klasse, ich bin begeistert, so schön hätte ich noch nie gewohnt. Doch es wird nichts werden, denn erwartungsgemäß sagte meine Panin nein, obwohl auch ihr die Wohnung meines Erachtens sehr zusagt, kurzum fast perfekt findet, da sie all unsere Wünsche erfüllt. Und finanzieren könnten wir sie auch.
Ich sitze nun seit 24 Stunden rum und rechne und rechne, ob ich es irgendwie alleine finanzieren könnte. Aber wahrscheinlich wäre es sowieso zu spät, denn eigentlich sollte ich dem Vermieter heute Bescheid geben. Könnte ich sie finanzieren? Gute Frage, und die Antwort fällt mir schwer. Doch, denke ich, ich könnte, wenn ich mich einschränke, das heißt weiter täglich pendele, bis ich eine preiswerte Wohnung im Norden gefunden hätte. Doch wie lange würde ich es gesundheitlich durchhalten, fast jeden Tag 7 Stunden Zug zu fahren? Ich bin jetzt schon fast 4 Stunden täglich unterwegs, und es zerrt manchmal, nach langen und anstrengenden Tagen an den Kräften. Doch das jetzige Fahren kann ich noch einige Zeit aufrecht erhalten, bis ich weiß, wohin mein Weg mich führt. Morgen früh werde ich eine Entscheidung getroffen haben müssen...

Wie wichtig dieses Versprechen ist, zeigte sich heute. Meine Panin fühlte sich einmal mehr als mir nicht würdig, sondern behauptete vielmehr, mir eine Bürde zu sein. Ich habe keine Ahnung, warum sie immer und immer wieder diese Selbstzweifel hat, die absolut unangebracht sind. "Ich bin nicht so wie, Du mich willst", sagt sie oft. Und sie schrieb, mit anderen Frauen hätte ich es viel einfacher. "Vielleicht bin ich wirklich lieber als K2, aber das wiegt meine ganzen Mankos nicht auf", schrieb sie. Was soll ich auf solch falsche Vorstellungen antworten? Ich habe schon mehrmals gefragt, "was glaubst Du denn, wie ich Dich will"? Beantwortet hatte sie diese Frage bisher nie, doch heute äußerte sie sich dazu, und sie traf den Nagel auf den Kopf: "Dass ich nicht immer den Kopf in den Sand stecke".
So ist es, denn ich möchte meine Panin genau so, wie sie ist. Sie entspricht meinen Vorstellungen, Wünschen und Begehrlichkeiten und ist genau so, wie ich mir meine Frau fürs Leben vorstelle: Sie ist klug, schlagfertig, wunderschön, sexy, einfühlsam, witzig und stark sowie unglaublich eloquent. Ich habe noch niemanden auf dieser Welt gesehen, der so ein Potenzial hat wie sie. Sie hat viel Angst, doch das finde ich nicht schlimm!. Aber ihre Reaktion auf ihre Ängste heißt fast nie, dagegen anzugehen oder mal etwas zu riskieren, mal auf jemand anderes zu vertrauen, sondern vielmehr immer den Kopf in den Sand zu stecken.
Das aber genau hat sie heute zwischendurch gemacht. Als sie mich zum Bahnhof fuhr und wir uns verabschiedeten, wusste ich, dass etwas nicht stimmte, ich hätte fast meinen Zug verpasst. Doch wie immer sagte sie nichts. "Es ist nichts, alles in Ordnung", täuschte sie vor. Im Zug sitzend auf der Strecke nach Kassel versuchte ich schließlich, sie per Handy zu erreichen. Und einmal mehr nahm sie nicht ab, sondern erst nach ungefähr 30 Wählversuchen ging sie dran, sprach kaum etwas, sondern schickte mir eine SMS, in der stand, wie erbärmlich sie doch sei und dass sie mir nichts geben könnte. Das führte dann zu der oben beschriebenen Dialogszene in Wilhelmshöhe. Ich rief sie im Laufe des Tages mehrmals an und fragte sie - als ich in Münster angekommen war - "was willst Du eigentlich damit erreichen, dass Du Dich so schlecht vor mir darstellst? Wenn ich Dir so zuhöre, dann müsste ich nach Deiner Empfehlung zusehen, dass ich genügend Land zwischen uns bringe." Darauf konnte sie nur sagen, sie mache mich traurig, doch wenn ich sie verlassen würde, dann mache sie das traurig, aber eigentlich könne sie sich mir nicht zumuten. Und heute Abend sagte sie mir, sie füge mir leid zu, sie sehe es an meinem Gesicht.
Ich sehe das ganz anders. Meine Panin ist der wunderbarste Mensch der Welt, sie ist keine Last oder Bürde, sie ist für mich das größte Geschenk, das ich empfangen kann. Und ich danke jeden Abend Gott dafür, dass ich das Glück habe, dass diese wunderbare und wunderschöne Frau MICH liebt und keinen anderen. Natürlich habe ich manchmal Sorge um sie – so wie heute –, aber ich habe die Sorge nur, weil ich sie über alles liebe, weil ich Angst habe, dass sie sich in ihrer schlechten Stimmung eingräbt und darin gefangen bleibt. Aber trotz dieser Sorge sind auch in diesem Momenten die Gedanken der Liebe bestimmend, das Wissen, welch wertvolles Geschöpf an meiner Seite ist.
Wie wertvoll sie ist, beweist sie mir täglich! Denn nachdem ich ihr heute beispielsweise gesagt hatte, wie süß die kleine Lucy sei, hatte sie bei meinen Eltern angerufen und ihnen berichtet, dass ich Lucy besucht habe und verzückt sei. Ich saß gerade beim Kaffee in A's Wohnung, und niemand kann sich vorstellen, wie sehr ich mich über diesen Anruf meiner Panin gefreut habe, als sie mir davon erzählte.
Und meine Mutter, die meine Panin unglaublich lieb hat, erzählte mir, wie wunderbar meine geliebte Maus doch sei.
Ich weiß das längst, und ich weiß, dass trotz der Dinge, die gestern passiert sind, mein Weg richtig ist. Auch wenn ich nicht weiß, wie es wohnungsmäßig weitergeht und wie lange ich nach dem 17. Mai die tägliche Fahrt nach Norden verkrafte, so werde ich doch weiter dafür kämpfen, dass meine Panin und ich unsere Träume und Wünsche erfüllen können. Ich laufe nicht weg, und meine Panin kann mir noch so oft erzählen, sie sei eine Bürde und Last für mich und könne mir nichts bieten, ich weiß es besser, ich weiß, dass es anders ist. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich Recht behalten werde, denn unsere Liebe wird auch ihre "Kopf-in-den-Sand-Steck-Mentalität" besiegen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

... link